Nikolaus Fheodoroff (1931 – 2011)

Ehrenchorleiter

Müsste man das musikalische Wirken Nikolaus Fheodoroffs mit einem Schlagwort charakterisieren, so könnte dieses »Universalität« heissen. Er war ein »Musiker« im besten und im umfassenden Sinn des Wortes, nämlich Musikpädagoge, Pianist, Organist, Cembalist, Dirigent, Chorleiter und Komponist; darüber hinaus auch Gestalter und Organisator des musikalischen Lebens in Kärnten.

Dr. Nikolaus Fheodoroff wurde 1931 in Villach geboren, wo er auch die Schule besuchte und eine erste Ausbildung in Violine und Klavier erhielt. Nach der Matura 1949 nahm er das Studium an der damaligen Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien und an der Universität Wien auf. Schon seine Studienabschlüsse lassen den Drang nach universeller Bildung erkennen: Lehramt aus Musik, Reifeprüfung der Kapellmeisterschule bei Hans Swarowsky, Reifeprüfung aus Musiktheorie und Komposition, Staatsprüfung aus Orgel, Lehramt aus Germanistik und Doktorat aus reiner Philosophie. Während der Studienjahre kam es zu jener Begegnung mit Josef Matthias Hauer, der ihn in musikalischer, aber auch in gedanklicher, weltanschaulicher Hinsicht besonders prägte.

Nikolaus Fheodoroff (1931 – 2011)
Nikolaus Fheodoroff (1931 – 2011), Ehrenchorleiter

Von 1954 bis 1969 unterrichtete Fheodoroff an verschiedenen Klagenfurter Mittelschulen, von 1964 bis 1991 leitete er die Musikabteilung des ORF-Studios Kärnten. In dieser Funktion setzte er einige beachtenswerte Initiativen zur Belebung der Musikszene in Kärnten, vor allem durch eine intensivere Pflege zeitgenössischer Werke, durch die Unterstützung zahlreicher junger, unbekannter Kärntner Musiker, sowie durch die Erteilung von Kompositionsaufträgen an u. a. Norbert Artner, Günther Mittergradnegger, Hans-Jörg Scherr, Dieter Kaufmann oder Erich Opitz. Nikolaus Fheodoroffs Tätigkeit als Dirigent und Chorleiter war eng mit dem Kärntner Madrigalchor Klagenfurt verbunden, den er 1974 übernahm und bis 1998 leitete. Von den zahlreichen Konzertaktivitäten sei beispielhaft die Aufführung einiger »großer« Chor-Orchesterweke wie zB der »H-Moll-Messe«, der »Matthäus- und Johannespassion« von J. S. Bach, Frank Martins Oratorium »Golgotha«, Händels »Messias« und »Israel in Ägypten« oder Palästrinas »Missa Papae Marcelli« erwähnt. Viele Konzertreisen ins nahe und ferne Ausland vermögen die Aktivitäten des Chores unter der Dirigentschaft von Fheodoroff als Kulturbotschafter des Landes zu rechtfertigen.

Der Komponist Fheodoroff baute auf dem Ordnungsprinzip der Zwölftönigkeit im Sinne Josef Matthias Hauers auf. Sein Werkverzeichnis umfasst weit mehr als hundert geistliche und weltliche Schöpfungen verschiedenster Art.

Fheodoroff hat auch durch zahlreiche Initiativen das musikalische Leben in Kärnten gestaltet und geprägt. So war er Mitbegründer des Carinthischen Sommers, Mitglied der Diözesankommission für Liturgie – Sektion Kirchenmusik, Mitarbeiter bei vielen Chorschulungswochen, er war zehn Jahre Vorsitzender der Jury bei den »Internationalen Chorbewerben Schloss Porcia/Spittal«, von 1969 bis 1974 Gestalter des musikalischen Programmteiles der »Woche der Begegnung« in Klagenfurt und hat einige Jahre lang die Austauschkonzerte zwischen dem Studio Kärnten und der RTV Ljubljana organisiert.
Für sein musikalisches Wirken wurde er mannigfach mit Ehrungen, Preisen und Auszeichnungen bedacht: von Papst Johannes Paul II wurde er zum Ritter des Silvester-Ordens ernannt; er war Träger des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst, des Großen Goldenen Ehrenkreuzes des Landes Kärnten; er erhielt den Kulturpreis des Landes Kärnten und der Stadt Villach und die Walther-von-der-Vogelweide-Medaille in Gold des Österreichischen Sängerbundes; er war Großoffizier des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Von seinen »Madrigi« wird er nicht nur als ein großer Musiker verehrt, der für die Verbindung und Pflege aller musikalischer Stilrichtungen zu begeistern verstand, sondern auch ob seines menschlichen Engagements für die Sängerinnen und Sänger und für seine Geduld und Gelassenheit bei der Erarbeitung neuer Chorliteratur.

Text: Doris Hattenberger