Gründungschorleiter
Der Vater als Sänger und die klavierspielende Mutter vermitteln prägende erste musikalische Eindrücke.
Ab 1933 besucht Günther für drei Jahre die Mittelschule in der Bundeserziehungsanstalt Breitensee in Wien. Sein Deutschlehrer ist hier Dr. Erich Marckl, der zeitgenössische Komponist und spätere Gründer der Musikhochschule Graz, dem Günther in Literatur und Musik wichtige Anregungen verdankt.
1936 Übersiedeln der Familie nach Klagenfurt.
1941 maturiert Günther Mittergradnegger, bald darauf muss er Kriegsdienst leisten. Nach einer abenteuerlichen Rückkehr aus dem Krieg beginnt Günther Mittergradnegger 1946 als Volksschullehrer in Klagenfurt. 1947 wird er als Musiklehrer an die LBA berufen, und 1947 ruft er die Singwoche mit Chorleiterschulung auf Schloss Tigring ins Leben. Im gleichen Jahr heiratet er seine Kollegin Erika Stranner. Es werden zwei Kinder geboren: Tochter Erika und Sohn Wolfgang.
1948 gründet Günther Mittergradnegger aus dem gemischten Kärntner Lehrer-Doppelquintett den Madrigalchor Klagenfurt. Im gleichen Jahr absolviert Günther Mittergradnegger die Hauptschullehrerprüfung und unterrichtet bis 1964 an der Westschule.
Die fünfziger und sechziger Jahre sind die erfolgreichen Jahre mit dem Madrigalchor Klagenfurt: 1959 Rom, Wettbewerbe 1953 und 1956 in Llangollen/Wales, 1954 in Arezzo, Konzertreisen 1958 Venedig, 1960 Stockholm, 1961 Kopenhagen, 1962 Oslo, 1963 Schweden, 1964 Finnland; Wettbewerb 1966 Middlesbourough/GB mit zwei ersten Preisen und einem zweiten Preis; 1968 CSSR-Tournee, 1969 BRD und Dänemark, 1973 Südamerika.
Neben seiner Lehrtätigkeit an der Hauptschule und der intensiven Arbeit mit dem Madrigalchor studiert Günther Mittergradnegger an der Universität Wien Musikwissenschaft bei Erich Schenk und Volkskunde. 1964 wird er zum Dr. phil. promoviert. Im gleichen Jahr beruft man ihn als Leiter des Referates Heimatfunk an den heimischen Sender Radio Klagenfurt, dem er schon längere Jahre als freier Mitarbeiter verbunden gewesen war. Und nochmals im gleichen Jahr 1964 gründet er aus Mitgliedern des Madrigalchores den Rundfunkchor, der in den folgenden Jahren zum flexiblen Instrumentarium für Produktionsaufnahmen und öffentliche Konzerte des Senders Klagenfurt wird.
1967 wird Günther Mittergradnegger eingeladen, in Chile und Brasilien durch zwei Monate Kurse für Chorgesang und Chortechnik zu halten.
1970 bestellt ihn die Kärntner Landesregierung als Leiter der Kulturabteilung, das der neue Chef mit musikalischen Akzenten erfüllt. Nach vielen jahren Leitung des Musikvereins für Kärnten tritt Günther Mittergradnegger 1984 in den Ruhestand.
1974 erhält der Madrigalchor Klagenfurt den Kulturpreis des Landes Kärnten. Mit diesem abschliessenden Höhepunkt für ein Vierteljahrhundert chorischer Kulturarbeit übergibt Günther Mittergradnegger die Leitung des Madrigalchores an Nikolaus Fheodoroff.
Neben so vielen Akzenten der Musikpraxis, die Günther Mittergradnegger gesetzt hat, wird er jedoch auch als schöpferischer Musiker unvergessen bleiben. Sein ehrliches Ringen um das »Neue Kärntnerlied« im St. Veiter Kreis mit seinen Freunden Gerhard Glawischnig und Justinus Mulle hat zu einer Hochblüte des Kärntnerlied-Singens in ganz Österreich geführt.
Und sein «klassisches« kompositorisches Schaffen, in dem naturgemäß die menschliche Stimme dominiert, bietet farbige Beispiele für den Ausdruckswillen eines erstrangigen Chorfachmannes.
Am 25. Februar 1992 hat Günther Mittergradnegger diese Welt verlassen. Das singende Kärnten wird diesen großen Sohn unseres Landes in lebendiger Erinnerung behalten.
Auszüge aus einer Biografie, die Nikolaus Fheodoroff über Günther Mittergradnegger geschrieben hat.