Mit König David des Schweizer Komponisten Arthur Honegger stellen wir ein Werk der klassischen Moderne vor, das sich zwar einen festen Platz in den Konzertsälen der großen Metropolen erobern konnte, abseits davon aber selten zu hören ist.
Die französische Fassung Le Roi David, die 1921 uraufgeführt wurde, entstand zunächst für das Musiktheater. Der Dramatiker René Morax wählte für die Musik zu seinem lyrisches Drama, das ebenso von biblischen Erzählungen wie von einer Reise nach Indien inspiriert worden war, den in der Schweiz damals noch wenig bekannten Komponisten Honegger aus.
Auch die ungewöhnliche Instrumentalbesetzung der ersten Fassung mit 17 Instrumentalisten, darunter solistische Bläser, Celesta, Harmonium, aber keine Streichinstrumente außer dem Kontrabass geht auf die Aufführung im kleinen Théâtre du Jorat in der Nähe von Lausanne zurück. Angesichts der ungewöhnlichen Besetzung soll Honegger den Komponisten Igor Stravinsky um Rat gebeten und zur Antwort bekommen haben: „[…] tun sie, als hätten Sie selbst diese Besetzung gewählt und komponieren Sie für hundert Sänger und siebzehn Musiker“.
Die Instrumentierung, die ebenso an impressionistische Klänge erinnert wie an die neoklassische, kammermusikalische Prägnanz Stravinskys, verleiht dieser ersten Fassung ihren ganz besonderen Charakter. Neben den siebzehn Musikern treten drei Solisten, Sprecher und der Chor mit, wobei immer wieder kleinere Sängergruppen auch eine dramatische Rolle einnehmen. Später erstellte Honegger auch eine Fassung als dramatisches Oratorium mit großem Orchester.
Die deutsche Textfassung ist eine Nachdichtung von Hans Reinhart, der das Theater, René Morax und Arthur Honegger finanziell förderte. Über Hans Reinharts Bruder Werner, einem begeisterten Mäzen bildender Künstler, entstand der Kontakt zur Malerin Alice Bailly, die den Komponisten Honegger im Jahr der Uraufführung portraitierte – mit der Figur des König David im Hintergrund.
Bild: Alice Bailly (1921): Arthur Honegger mit „König David“. Quelle: Public Domain/wikiart.org
Werk
Arthur Honegger (1892–1955)
König David
Symphonischer Psalm
in der Fassung von 1921 für Soli, Chor und Kammerensemble
nach einem Drama von René Moran, deutsche Nachdichtung von Hans Reinhart
Mitwirkende
Marie-Antoinette Stabentheiner – Sopran
Evgenia Shugai – Alt
Thomas Tischler – Tenor
Albert Hosp – Sprecher
Kärntner Madrigalchor Klagenfurt und Kammerorchester
Melissa Dermastia – musikalische Leitung